1884 – 1885
Im Jahre 1884 erschien im „Weißenfelser Kreisblatt“ folgende Annonce:
Der Urheber derselben war Herr Eisbahn- Assistent Carl Zechendorf. Auf seine Annonce hin meldeten sich die Herren Albert Mund und Paul Billhardt. Diese drei Herren kamen im Restaurant „Bad“ (in der Nähe der Brückenmühlschleuse) zusammen und beschlossen, die Gründung eines Rudervereins provisorisch zu versuchen. Jeder der drei Herren bekam ein Amt: Herr Mund als Vorsitzender, Herr Zechendorf als Schriftführer und Herr Billhardt als Kassierer. Es wurde ein Zirkular zur Werbung von Mitgliedern in Umlauf gesetzt und für den 9.Juli 1884 im „Bad“ eine Hauptversammlung einberufen, zu der sich dann noch die Herren Ledermann, Hartmann, Schäfer und Schulze einfanden. Diese sieben Rudersportbegeisterten wandelten das Provisorium in eine feste Gründung um: Der Weißenfelser Ruderverein von 1884 e.V. war aus der Taufe gehoben.
Bald kamen weitere Mitglieder dazu, so dass durch Spenden und Beiträge am 16. November 1884 vom Ruderclub „Nelson“ Halle für 300 Mark ein Sechser mit festem Sitz und an der Bordwand eingelassenen Dollen für die Riemen angeschafft werden konnte. Das Boot war im Lagerschuppen des Schleusenmeisters der Badschleuse untergebracht und wurde am 11. April 1885 auf den Namen Möwe getauft. Damals nahm der Ruderverein nur erwachsene Männer auf, die vor allem dem bürgerlichen Stande angehörten: Beamte, mittlere und höhere Angestellte, Kaufleute.
1885 hatte man bereits den Ehrgeiz, auch an Regatten teilzunehmen. Dazu wurde der Rennvierer „Blitz“ angeschafft. Das Boot wurde voll Stolz und Freude zu Wasser gebracht, von braven Ruderern bemannt und sollte nun vor dem Vorsitzenden Parade fahren. Der Steuermann kommandierte schneidig „Riemen hoch“ -wie das bei Gigbooten üblich war-, und der „Blitz“ machte seinem Namen alle Ehre, denn blitzschnell sausten die Ruderer ins Wasser und konnten den am Ufer stehenden Ruderkameraden nur ihre Schwimmkünste zeigen. Das schöne Boot war stark beschädigt. Der Unterschied zwischen dem Rudern im breiten Tourenboot und dem Rennvierer war doch zu groß. Unter Anleitung von Ruderkameraden des befreundeten Ruderclubs „Nelson“ Halle wurde aber bald das Rudern im Rennvierer beherrscht. Ein Bootsbauer dieses Clubs reparierte fachmännisch das kaputte Boot.
Da der Rennvierer nicht mehr beim Schleusenmeister untergebracht werden konnte, entschloss man sich zum Bau eines Bootshauses. Am „Bad“ wurde ein Stück Wiese gepachtet und ein Bootshaus aus einfachem Holzwerk erbaut. Mit dem ersten Stiftungsfest am 1. Juli 1885 wurde dieses erste Bootshaus unseres Vereins eingeweiht.